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Kleines Zusatzeinkommen erwünscht?

Es gibt eine Glücksbringerin für unsere Helden der Arbeit. Sie hält einige Millionen Franken bereit. Und ein Gewinn ist praktisch garantiert.

Die Glücksfee heisst Pro Litteris. Sie dient einem noblen Zweck. Als staatlich konzessionierte Verwertungsgesellschaft vertritt sie die Nutzungsrechte von Journalisten, Fotografen, Schriftstellern und Künstlern. Sie kassiert die Entschädigungen für die gesetzlich erlaubten Verwendungen urheberrechtlich geschützter Werke wie Zeitungsartikel, Bücher oder Bilder. Das sind total rund 30 Millionen Franken jährlich.

Um die Rechte einzufordern, betreibt Pro Litteris einen immensen Aufwand. Jahr für Jahr verschickt sie mehrere Zehntausend Rechnungen und Mahnungen an Firmen, Schulen, Ausbildungsstätten. Ein weltweit einmalig bürokratisches System, das allerdings dem Gesetzgeber zu verdanken ist: Er wollte die komplizierte Nutzervergütung, die sich nach der Anzahl Betriebsangestellter bemisst, statt einer Geräteabgabe, die einfach mit dem Kaufpreis eines kopierfähigen Geräts entrichtet wird.

Einen stolzen Betrag von insgesamt 7 Millionen Franken kassieren deshalb leider nicht Sie. Er geht an die Verwaltungskosten der Pro Litteris. Anders gesagt: Jeder vierte Franken aus der Nutzerabgabe finanziert das unnötig komplizierte Inkasso und die Verwaltung der Nutzungsrechte.

Bleiben schliesslich noch knapp 20 Millionen im Jackpot. Davon gelangen zwischen 11 und 12 Millionen Franken für das Recht auf Reprografie und als Abgeltung für Intranet-Nutzungen zur Ausschüttung. Und in diesen Kategorien kommen auch Sie, als Journalistin oder Journalist, zum Zug.

Doch in Gegensatz zur staatlich verordneten Zwangsabgabe auf der Einnahmenseite basiert die Verteilung auf der Ausgabenseite auf einem grobmaschigen System der Freiwilligkeit. Wer als Medienschaffender eigene Werke publiziert, partizipiert nicht automatisch an den Geldern von Pro Litteris. Er muss erst seine Mitgliedschaft beantragen und seine Ansprüche geltend machen.

Derzeit tun das rund 4 000 Journalistinnen und Journalisten. Das ist nicht einmal die Hälfte aller journalistisch tätigen Medienschaffenden in der Schweiz. Jene Berufskolleginnen und -kollegen, die schon Mitglied bei Pro Litteris sind, profitieren mithin also von der Leistung anderer.

Wer seinen Anteil nicht verschenken will, muss handeln: Auf www.prolitteris.ch finden sich alle nötigen Informationen für einen Beitritt zur Urheberrechtsgesellschaft. Die Mitgliedschaft kostet nichts – und ein paar Franken Zusatzeinkommen sind praktisch sicher.

Ivo Bachmann
www.bachmannmedien.ch

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