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Von Philipp Cueni

Das wird ein heisser Sommer für die SRG: Gewählt werden müssen der neue Generaldirektor sowie ein Superdirektor für Radio und Fernsehen. Dann steht der Entscheid des Bundesrates zu Finanzierung und Gebühren an. Je nach Entscheid müssen Abbauszenarien für Programm und Arbeitsstellen ausgearbeitet werden. Das Konvergenz-Projekt muss mit heiklen Entscheiden konkretisiert werden. Und die eidgenössischen Räte werden über die Existenz von Swissinfo entscheiden.

Kommt dazu, dass die SRG mit einer immer aggressiveren Kritik konfrontiert ist: Von Politikern, welche keinen kritischen Journalismus ertragen und einen Sender nur nach den eigenen Auftritten beurteilen. Und von politischen Kreisen, welche das Prinzip der SRG als Service public grundsätzlich demontieren wollen. Die SRG muss diese Situation nicht aus der Defensive wahrnehmen, sondern kann sie als grosse Chance nutzen.

Kreativprojekt. Die SRG kann das Konvergenzprojekt als offenen Prozess weiterentwickeln und damit bei den Mitarbeitenden Interesse an neuen Herausforderungen, Inhalten und Darstellungsformen wecken. Wenn die Konvergenz als Kreativprojekt statt einer Strukturreform verstanden wird, kann sie erfolgreich sein.

Die SRG kann mit einer neuen Unternehmensführung versuchen, gewisse Identitäten zu verschieben: Weg vom „Machtkoloss SRG” hin zum beim Publikum verankerten Dienstleister. Weg vom „Staatsfernsehen und -radio” hin zum Service public. Weg vom „quotenorientierten halbkommerziellen Programm” hin zum Programm, bei welchem Qualität und Relevanz im Zentrum stehen. Nicht etwa, dass die SRG mit Macht, Quote, Kommerz und schon gar nicht mit Staat gleichzusetzen sei. Aber sie muss darauf reagieren, weil sie teilweise so wahrgenommen wird.

Grosse SRG-Gemeinde. Die grosse Leistung der SRG ist, dass sie im europäischen Vergleich sehr kostengünstig produziert. Und vor allem, dass sie ein grosses Publikum hat: Die vielen Minderheiten, welche irgendein Programm oder eine Sendung konsumieren, machen eine grosse SRG-Gemeinde aus. Leider sind diese Leistungen dem Publikum nicht richtig bewusst.

Ob gegenüber Politik, Behörden oder Publikum: Die SRG muss neu begründen und legitimieren, wie sie den Programmauftrag des Service public erfüllen will. Weil sich Gesellschaft und Medien laufend verändern, muss die SRG die Ausgestaltung des Programmauftrages immer wieder neu beantworten. Will sie ein starker Service public bleiben, darf sie der Diskussion nicht ausweichen. Das heisst aber überhaupt nicht, dass sie abbauen soll. Gerade eine anspruchsvolle Umsetzung des Programmauftrages braucht eine adäquate Finanzierung.

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